Ursachen von Hufrehe

1. Vergiftungen durch Kohlehydrate, verschiedene Giftstoffe und Blutvergiftung durch Infektionen oder Koliken.
2. Stoffwechselerkrankungen mit Insulinresistenz (Metabolisches oder Cushing Syndrom)
3. Mechanische Ursachen wie sehr große Belastungen oder extrem kurz geschnittene Hufe.

Die häufigste Ursache für Hufrehe ist die übermäßige Aufnahme an schnell verfügbaren Kohlehydraten über das Futter. Solche Kohlehydrate kommen als Stärke im Getreide, als Zucker in Melasse und als Fruktane im Gras vor. Akute Rehe entsteht am häufigsten durch Vergiftungen mit frischem Gras. Nicht nur ein plötzlicher Überschuß an Kohlehydraten löst Hufrehe aus, sondern Pferde sind durch bestimmte Faktoren besonders gefährdet. Zu diesen Faktoren zählen Übergewicht, Bewegungsmangel, Falsche Ernährung, Übersäuerung, Medikamente, Stress sowie die Überdüngung der Weiden. Vergiftungen können durch Schimmelpilze, giftige Pflanzen oder Medikamente (Vorsicht bei Kortison im Zusammenhang mit Hufrehe) ausgelöst werden.

Durch Überernährung und mangelnde Bewegung entsteht das Metabolische Syndrom (Wohlstandserkrankung, ähnlich Herz-Kreislauferkrankung bzw. Diabetes beim Mensch). Andauernde Überversorgung mit Kohlehydraten verursacht langfristig Insulinresistenz, da der Zuckerstoffwechsel überfordert ist. Die Hufrehe verläuft dann meist chronisch- schleichend oder kehrt schubweise wieder.

Ponys sind durch ihren niedrigen Energiebedarf besonders anfällig. Von der Rehe betroffen sind meistens die Vorderhufe, alle vier Hufe oder auch nur ein Huf. Die Krankheit ist nicht vollständig wissenschaftlich erforscht, daher gibt es sehr unterschiedliche Behandlungsmethoden.

Veränderungen im Huf

An diesem Rehehuf ist die starke Verbreiterung der Weißen Linie zu erkennen

Durch diese inneren Ursachen entsteht eine aseptische, diffuse Entzündung des Hufbeinträgers, der Huflederhaut  im Bereich von Zehenwand und Teilen der Seitenwände. Die Verbindung zwischen Hufbein und Hufwand, die den Aufhängeapparat des Hufbeins bildet, löst sich auf. Das Hufbein wird durch den Zug der Tiefen Beugesehne nach hinten und unten gezogen. Es senkt sich ab und/oder routiert. Bei länger bestehendem Druck löst sich das Hufbein und drückt die Sohle nach unten durch. Man erkennt dies an der Verbreiterung der weißen Linie im Zehenteil, einer konvexen Sohle und der Ringbildung am Hufrücken. Diesen chronischen Rehehuf, bei dem die Krone einsinkt und eine knollenähnliche Verbreiterung der Zehenwand eintritt, nennt man Knollhuf oder Rehehuf.

Akute und chronische Stadien

Im akuten Stadium möchte sich das Pferd kaum oder ungern bewegen und liegt häufig. Die Hufe sind warm und es ist eine Pulsation an den Gliedmaßen festzustellen. Beim Führen wirkt das Pferd steif und man hat den Eindruck die Hufe würden am Boden festkleben. Infolge der heftigen Schmerzen im Zehenbereich treten diese Pferde zuerst mit den Trachten auf (Trachtenfußung). Chronisch ist die Hufrehe nach dem Abklingen der Akuten Phase, weil die entstandenen Schäden in gewisser Weise immer irreparabel sind. Was aber nicht heißen muß das man dem Pferd nicht helfen kann.

Behandlung

Das Kühlen der Hufe ist in der Initialzeit sinnvoll, in der Praxis ist man aber zeitlich gesehen immer einbischen“ hinten dran“. Wenn man die Anzeichen erkennen kann hat die Absenkung des Hufbeins bereits stattgefunden (innerhalb weniger Stunden). Der Tierarzt gibt dem Pferd Schmerzmittel die gleichzeitig die Entzündung hemmen. Das ist wichtig, weil durch die Schmerzen Stresshormone ausgeschüttet werden, die die Krankheit verstärken. Dabei dürfen wir nicht vergessen, daß der Schmerz eine Schutzfunktion des Körpers darstellt, denn er verhindert die Belastung. Ein Polsterverband oder Gips verteilt die Last nur auf die hinteren Hufbereiche und vermindert durch kurzfristiges Hochstellen der Trachten den Zug der Tiefen Beugesehne. Es kann sinnvoll sein die Box mit reichlich Sand einzustreuen, das ermöglicht den Pferden die Zehe tief in den Sand einzugraben und so in einer selbstgewählten Position zu stehen. Schonende Bewegung ist schon 24 Stunden nach Abklingen des Akuten Stadiums zu empfehlen, weil dadurch das Blut aus dem Huf gepumpt und die Durchblutung gefördert wird. Das gilt nur solange es nicht zu einer Verstärkung der Schmerzen kommt. Durch heiße und kalte Umschläge kann man die Durchblutung ebenfalls fördern.

Rehebeschlag

Nach dem Abklingen der Hochakuten Symptome ist ein spezieller Rehebeschlag sinnvoll. Der Beschlag befreit das Pferd von den schlimmsten Schmerzen, so daß es sich wieder Bewegen kann und begrenzt auch den Schaden an den Hufen. Dabei läßt man den schmerzhaften Bereich vor der Strahlspitze schweben und unterstützt das Hufbein durch einen Steg. Durch gezielte Hufbearbeitung bringt man das Hufbein allmählich wieder annähernd in die richtige Position. Kurze Beschlagsintervalle müssen eingehalten werden, da der Huf durch die Entzündung schneller wächst als gewöhnlich und die Nägel in der aufgeweiteten weißen Linie schlechter halten.

Es hat sich in der Praxis bewährt erkrankte Pferde langfristig streng auf Diät zu setzen und für viel Bewegung zu sorgen.

Um das Ausmaß der Hufbeinabsenkung und die richtige Position der Stege an den Rehehufeisen zu bestimmen werden Röntgenbilder angefertigt.

 

Die Röntgenbilder des an Hufrehe erkrankten Ponys zeigen rechts eine wesentlich stärkere Absenkung als links. Am gesunden Huf verläuft der Abstand zwischen Hufwand und der vorderen Fläche des Hufbeins parallel und beträgt 15 bis 17 Millimeter. Die Strahlspitze und der Kronrand sind zur Orientierung für den Hufschmied markiert. Die Korrekte Position des Steges ist von entscheidender Bedeutung: beginnt er zu weit vorne kommt es zu Quetschungen der Sohle, zu weit hinten, verfehlt er den Zweck.

Die unteren Bilder zeigen einen Rehebeschlag mit Steg, Einlage und Polster.

Fütterung der an Hufrehe erkrankten Pferde

Erkrankte Tiere werden nur mit Heu und Stroh gefüttert. Eine entsprechende Heumenge ( mindestens 1,2 Kilo pro Hundert Kilo Körpergewicht) ist für die Wiederherstellung einer intakten Darmflora wichtig. Der Fruktangehalt im Heu sollte möglichst niedrig sein, das ist der Fall wenn das Heu gegen Ende der Blüte bis Samenbildung und früh morgens gemäht wird. Ansonsten besteht noch die Möglichkeit das Heu einzuweichen. Eine halbe Stunde im Wasser, läßt den Fruktangehalt deutlich sinken. Dadurch gehen aber auch Vitamine, Spurenelemente und Mineralstoffe verloren. Das Mineralfutter sollte nach Möglichkeit keinen Zucker oder Stärke enthalten.

Fruktan im Weidegras

Der Fruktangehalt ist im Frühjahr/ Herbst und bei kaltem/frostigem Wetter mit Sonnenschein besonders hoch. Das ist so weil die Pflanze die Energie der Sonne aufnimmt, sie aber nicht direkt  in Wachstum umwandeln kann da es zu kalt ist.

Kraftfutter

Getreide, Müslis und Pellets sind garnicht oder nur sehr vorsichtig einzusetzen. Das gilt auch für Brot, Karotten und Äpfel. Wenn Pferde trotzdem zusätzlich Kraftfutter brauchen sind Heucobs, unmelassierte Rübenschnitzel und Öl besser geeignet.