Das Illiosakralgelenk (ISG) und weitere Zusammenhänge beim Pferd

Die Hintergliedmaßen sind über das Illiosakralkgelenk, das auch Kreuzdarmbeingelenk genannt wird, über das Becken mit dem Rumpf verbunden. Die Verbindung ist beweglich, federnd aber auch straff und fest, um die Kräfte der Hinterhand auf Wirbelsäule und Rumpf zu übertragen. Dafür muss das Gelenk kleine Bewegungen in alle Bewegungsrichtungen zulassen und andererseits stabil sein, um die Kräfte zu tragen und weiterzugeben.

Das ist ein Spagat aus größter Flexibilität und Festigkeit zugleich. In der Bewegung wirken die Kräfte in unterschiedlichen Richtungen auf das Gelenk. Es findet nicht nur eine Rotation, sondern auch eine Verschiebung der Gelenkflächen zueinander statt.

Die ISG Gelenke, sind leicht gewölbte Gelenkflächen, die Sakrum und Darmbeine miteinander vereinen. Die gelenkige Verbindung ist bindegewebig, umgeben von vielen empfindsamen Geweben. Faszien, Bindegewebsschichten und Nervenverbindungen. Bei Läsionen oder Blockaden kommt es immer zu schmerzhaften Entzündungen.

Tiefere Rückenschmerzen im unteren Bereich, Hüftbeschwerden und Probleme mit dem Ischias können mit dem ISG und vor allem auch den Faszien des ISGs zusammenhängen. Ein Beispiel: Der Hüftmuskel arbeitet eng mit den Faszien um das ISG zusammen und so kann es bei Blockaden dazu kommen, dass der Hüftmuskel den Ischias einquetscht, was sehr schmerzhaft ist.

Der Verknöcherungsprozess des aus fünf verschmolzen Wirbeln bestehenden Kreuzbeins ist erst mit etwa fünf Jahren vollständig abgeschlossen. Os sacrum bedeuet „heiliger Knochen“, das sacrum ist über den Duraschlauch mit dem Occiput (Hinterhauptsbein) verbunden. Die Liquorflüssigkeit zirkuliert innerhalb des Duraschlauches, der Dura Mater und bildet das Craniosakale System, man kann es sich als halboffenes hydraulisches System vorstellen. Über den Craniosakralen Rhythmus sind alle Strukturen des Körpers miteinander verbunden.

Wird ein junges Pferd zu früh versammelt oder übermäßig im Springen oder beim Westernreiten gefordert wird das Iliosakralgelenk extrem belastet, daraus resultiert eine Instabilität des gesamten Bandapparates, der das Gelenk umgibt.

Ein weiterer Auslöser für Blockaden des Illiosakralgelenks sind Unfälle, zum Beispiel, wenn das Pferd auf die Hinterhand stürzt oder ungünstig aufsteht. Es erschreckt sich ein angebundenes Pferd, hängt sich ins Halfter und dadurch entsteht eine Extrembelastung für das Gelenk.
Spannungen die zwischen Occiput und Atlas bestehen übertragen sich über den Duraschlauch auf das ISG und umgekehrt. Ein wichtiger diagnostischer Punkt für die Hüfte ist beim Pferd der Akupunkturpunkt Gallenblase 20, er befindet sich in Genicknähe. Das sich die Zugspannungen der Hüfte über Faszienzug auf die kontralaterale Genickseite übertragen, wussten die Chinesen auch schon.
Fehlbelastungen des ISG entstehen langfristig auch durch falsches Reiten. Sehr viele Pferde haben hier Probleme.

Alle Probleme, die das Kreuzdarmbein betreffen, können sich als Störungen auch durch eine Verschiebung des Beckenrings zeigen, da er auf dem Sakrum aufliegt. Im Falle eines Beckenschiefstandes macht es keinen Sinn, nur das ISG zu korrigieren. Das Becken als wesentlich größerer Knochen mus zuerst mobilisiert werden. Die haltende Muskulatur und die Faszien müssen ebenfalls behandelt werden, damit eine solche Fehlstellung, die vielleicht schon jahrelang besteht, dauerhaft behoben werden kann.

Wie sind Störungen in diesem Bereich zu erkennen?

Störungen des Kreuzdarmbeins sieht man vor allem in Wendungen oder in der Bewegung auf gebogenen Linien: Die Hinterhand wirkt steif, als ob sie nicht zum Pferd gehört, eventuell wird der Schweif schief getragen. Das Pferd hat Probleme sich zu versammeln und zeigt keine Leistungsbereitschaft. Es kann sein, das sich die Kruppe einseitig absenkt, und es zu einem Beckenschiefstand kommt was äußerlich auch an ungleicher Bemuskelung und ungleicher Höhe der Kreizbeinhöcker zu erkennen ist.

Man beobachtet das Pferd von hinten in der Bewegung, bzw. legt im Stand die Hände auf die Hüfthöcker, um zu fühlen, ob sie gleich hoch sind und in welchem Winkel sie zueinander stehen. Durch die unphysiologische Belastung kann es außerdem zu Verspannungen der Muskulatur kommen.

Um Läsionen des ISG zu lokalisieren werden die „illiosakralen Gruben“ am Kreuzbein getastet, über eine Differenz zwischen links und rechst kann die Lage des ISG´s und somit die Art der Läsion bestimmt werden.

Ein weiterer Anhaltspunkt sind die Tuber sacrale. Für die Palpation muss das Pferd natürlich völlig gerade und mit allen Vieren gleich belastet dastehen, sonst macht die Untersuchung kaum Sinn.

 

Wie können die Pferde gearbeitet werden?

Beim Reiten bzw. der Arbeit an der Hand muss zunächst darauf geachtet werden, das Pferd nicht lange auf einer Hand gearbeitet wird, um eine erneute Überlastung zu vermeiden. Stangenarbeit und häufige Tempowechsel halten geschmeidig. Für geübte Reiter: Seitengänge wie Schulterherein eignen sich auch gut zum Training und zur Stabilisierung des Iliosakralgelenks, besonders wenn die Seitwärtsbewegung mit wenig Abstellung und korrekter Biegung bei deutlicher Vorwärtstendenz geritten, das dehnt und mobilisiert den Bewegungsapparat.

Wie kann der Beckenschiefstand behandelt werden?

Die Behandlung kann mit Akupunktur, physiotherapeutischen Übungen, sowie mit Craniosakraler Therapie erfolgen.